Montag, 24. September 2018

Du willst Meditation ohne Gedanken? Dann hau Dir mit der Eisenstange auf den Kopf!

Meditation – eine Annäherung an die buddhistische Technik




Meditation. Was genau ist das eigentlich? Manche möchten sich durchs stille Sitzen entspannen oder erhoffen sich besondere Gefühle. Andere wollen produktiver und belastbarer sein. Auch die Ideen davon, was wir in der Meditation tun, unterscheiden sich stark. Da gibt es die, die angestrengt versuchen, ihre Gedanken loszuwerden. Und andere, die gar nicht erst anfangen zu üben mit der Begründung: „Dafür bin ich viel zu hibbelig.“

Der erfahrene Meditationslehrer Gendün Rinpoche hat einst scherzhaft bemerkt: Wenn es beim stillen Sitzen um Gedankenleere ginge, dann wäre ein Tisch der beste Meditierende.*(1) Orgyen Rinpoche hat es noch krasser formuliert: Du willst Meditation ohne Gedanken? Dann hau Dir mit der Eisenstange auf den Kopf. Und wenn Du vor dem Ende der Sitzung aus der Ohnmacht wieder aufwachst, dann hau gleich nochmal zu!“*(2) Das bedeutet im Umkehrschluss: Gerade weil wir viele Gedanken haben, sind wir überhaupt fähig zu meditieren. Warum sollten wir sie also loswerden wollen?




Diese Sichtweise lehrte Buddha bereits vor 2500 Jahren. Meditation in buddhistischer Tradition ist keine Technik, durch die wir uns ein bisschen besser fühlen, sondern ein Weg, auf dem wir uns besser kennenlernen. Wie herausfordernd und intensiv diese Begegnung mit mir selbst sein kann, das erfahre ich inzwischen regelmäßig. Seit 2011 übe ich Meditation in der Tradition von Karma Kagyü, einer der vier großen Linien des tibetischen Buddhismus. An dieser Stelle eine kleine Warnung: Meditation braucht Mut. Es ist ziemlich unbequem zu erleben, mit welchen alten Verhaltensmustern und Gewohnheitstendenzen wir uns selbst immer wieder ein Bein stellen. 

Wie ein Ochse am Ring ziehen uns unsere Geschichten durchs Leben


Ein Fundament der buddhistischen Praxis ist die Meditation der Geistesruhe (tibetisch: Shine). Dabei beruhigen wir unseren quirligen Geist dadurch, dass wir ihm erlauben, sich so zu zeigen wie er im Moment eben ist. Alles darf auftauchen, egal, ob wir Unruhe, Langeweile, Angst oder bleierne Müdigkeit bemerken. Wir lernen, nicht sofort auf alles einzusteigen, was wir uns selbst erzählen.

Genau darin besteht die Herausforderung: Statt entspannt zu beobachten, was im inneren und äußeren Erleben so auftaucht, nehmen wir uns normalerweise so ernst, dass wir aus unseren Gedanken sofort unsere eigenen Wahrheiten konstruieren. Wie ein Ochse am Nasenring lassen wir uns von selbst erfundenen Geschichten durchs Leben ziehen, bewerten alles und jeden und kommen dabei selbst oft nicht allzu gut weg. Hier mäkeln wir darüber, dass wir nicht schlank genug sind. Da missfällt uns der rüde Ton eines Kollegen oder die Schlange an der Supermarktkasse. 

Zum Glück gibt es ja auch noch vieles, was wir wirklich mögen. Aber leider hält die Freude übers neue Auto auch nur bis zum ersten Kratzer. Und der lang ersehnte Urlaub hätte perfekt sein können, wenn die Hotelbetten nur nicht so durchgelegen gewesen wären.

So springen wir im Geist wie ein Flummy von Anhaftung zu Ablehnung und wieder zurück. Damit sind wir so beschäftigt, dass wir alles Mögliche gar nicht mitbekommen oder einfach  überfordert ignorieren. Anhaftung – Ablehnung – Ignoranz: Für den Buddha die Tore in die Unfreiheit, nicht selbstbestimmt, sondern aus Unwissenheit gewählt.

Grundlegende Gedanken piesacken das innere Faultier


Sein Ratschlag: Hinsetzen, hinsehen und den natürlichen Atem als Anker benutzen. Zu ihm kehren wir unangestrengt und ohne Selbstkritik wieder zurück, wenn uns auffällt, dass wir im Gestern oder Morgen statt im Jetzt unterwegs sind.

Klingt soweit ganz einfach. Wenn da nur nicht die eine Million Ausreden wären, die unsere gute Absicht vereiteln. Einmal haben wir zu viel zu tun, ein andermal sind wir zu müde. Der Buddha wusste um unser inneres Faultier, deshalb erinnern uns seine vier grundlegenden Gedanken immer wieder eindringlich an die Notwendigkeit des Geistestrainings. Sinngemäß lauten sie wie folgt:

1.   Nur als Mensch sind wir unseren Emotionen und Gedanken nicht hilflos ausgeliefert. Wir haben die Wahl, mit ihnen zu arbeiten. Bedenke, wie schwer diese kostbaren Bedingungen zu erlangen sind und wie leicht sie verloren gehen. Daher nutze diese Gelegenheit jetzt sinnvoll.

2.   Die Welt und ihre Bewohner – alles ist vergänglich. Das Leben der Wesen gleicht Luftblasen im Wasser. Der Zeitpunkt deines Todes ist ungewiss und sobald Du stirbst, wird dein Körper zur Leiche. Deshalb praktiziere jetzt eifrig!

3.   Das Prinzip von Ursache und Wirkung: Im Augenblick des Todes bist Du nicht frei, denn die Samen, die Du durch  Gedanken und Handlungen in deinem Leben setzt, werden jetzt oder später Früchte tragen. Gib deshalb Schädliches auf, widme dich stets dem heilsamen Handeln und prüfe mit dieser Motivation täglich deinen Geist!

4.   Im weltlichen Erleben gehen Glück und Unglück immer Hand in Hand. Orte, Freunde, Vergnügen und Besitz -  nichts bleibt dauerhaft. Durch unseren krampfhaften Versuch alles festzuhalten, wird das vermeintliche Glück zum Henkersmahl, bevor wir zur Hinrichtung geführt werden. Schneide aus diesem Grund die Fesseln des Verlangens ab und meditiere!

Weniger Stress, mehr Mitgefühl - meditieren lernen bei Mandala Yoga


Das sitzt. Aber vielleicht kommen wir ja doch noch zur Hintertür wieder raus. Wofür der ganze Aufwand? Was habe ich davon, wenn ich mich besser kennenlerne, meine Macken und Ticks durchschaue? Die Antwort führt uns zurück zum Anfang: weniger Stress, mehr Belastbarkeit, Großzügigkeit, Klarheit und das wichtigste: mehr Mitgefühl – für uns selbst und für die Macken und Ticks der anderen.

Ab Oktober meditieren wir regelmäßig bei Mandala Yoga. Die angeleiteten Sitzungen für Anfänger finden immer dienstags zwischen den beiden Abendkursen statt – von 18.20 Uhr bis 18.50 Uhr. (Die erbetene Spende zwischen 3 und 5 Euro geht an ein gemeinnütziges Projekt.)





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*1: aus „Meditation jenseits von Hoffnung und Furcht“ von Gendün Rinpoche
*2: „Wie es ist“ von Tulku Orgyen Rinpoche

Dienstag, 18. September 2018

Asana ABC - Yogaposen im Überblick

Virabhadrasana II (Krieger II)


Dieser Held braucht weder Schutzhelm noch kugelsichere Weste. Denn Virabhadrasana II (auf Sanskrit: Krieger) zieht in eine liebevolle, zugewandte  Schlacht mit sich selbst. Er setzt seinen ganzen Mut dafür ein, sich besser kennenzulernen. Den wenigsten von uns ist das innere Gemurmel fremd: "Ich bin zu müde für Yoga. Heute bleibe ich lieber zu Hause." (Aus einem Tag Pause können schon mal mehrere Jahre der Yoga-Abstinenz werden...) 
Oder: "Diese Haltung nervt. Das Brennen in meinem Oberschenkel-Muskel kann nicht gesund sein!" 

Um solche Gewohnheits-Tendenzen zu durchschauen und nicht immer wieder das Gerangel mit ihnen zu verlieren, braucht es es einen fokussierten Geist, eine stabile Basis und eine starke Mitte. Es ist also kein Zufall, dass Virabhadrasana II eine der ersten Haltungen ist, die wir im Yoga lernen.


Die vordere Kniescheibe ausgerichtet überm zweiten bis dritten Zeh. Das hintere Bein gut gestreckt. Vira II braucht u.a. Kraft, Hüftöffnung und einen geöffneten Brustkorb.
Der Krieger II gehört zu den wichtigsten Standpositionen im Yoga. Für die meisten Beginner ist die Haltung eine echte Herausforderung. Der Grund ist nicht nur die Koordination von Ober- und Unterkörper. 


Hier lernt die Hüfte, sich zu öffnen und die vordere Oberschenkel-Muskulatur die Fähigkeit zur Außenrotation. Das hintere Bein benötigt eine gute muskuläre Streckung und beide Füße sind auf ihren vier Belastungspunkten stabil geerdet. 

Darüber hinaus ist der untere Rücken nur dann geschützt, wenn die tiefe Bauchmuskulatur im Schambeinbereich leicht anspannen und so die Verlängerung des unteren Rückens gewährleisten kann.

Weiterhin im Fokus: ein geöffneter Brustkorb mit integrierten unteren Rippen auf der Vorderseite. Die außenrotierten Oberarme ziehen sanft ins Schultergelenk zurück. Bei Schulterbeschwerden können die Hände an den Hüften gehalten werden (Achtung: Das ist auch eine gute Methode, um zu erfahren, ob die Hüfte auch wirklich gleichmäßig geöffnet ist.) 

Aber wozu diese ganzen anatomischen Hinweise? Wir könnten uns doch auch einfach reinstellen und los... Die Antwort ist simpel. Für den Yoga-Krieger ist Gewaltlosigkeit ("Ahimsa") das oberste Prinzip. Wer mehr weiß, übt weniger Druck aus. Und so betrifft der Frieden auf der Yogamatte in erster Linie den Umgang mit dem eigenen Körper. 

Montag, 10. September 2018

Wie ätherische Öle im Alltag helfen: Wild Orange

Erkältet? Angst vorm Zahnarzt? Abgespannt?...                                           Orange ist der Allrounder unter den Ölen*


Noch keine ganze Woche wieder in der Schule, schon hat meine Tochter die Nase voll. Anni ist so verrotzt, dass sie gleich wieder zu Hause bleiben muss. Bei 24 Grad und Sonnenschein hatte ich Erkältungen noch gar nicht auf dem Schirm, geschweige denn die Idee, das junge Immunsystem mit ätherischen Ölen zu unterstützen.

Das holen wir jetzt nach: mit Wild Orange. Das fruchtig-frische Öl ist unser Familien-Allrounder und eines der Lieblings-Öle meiner 8-Jährigen. Ein Tropfen in einem Teelöffel Honig oder in einem Glas Wasser hilft uns dabei, den Erkältungs-Viren die Stirn zu bieten. 






Aber Wild Orange kann noch viel mehr. Zu abgespannt für die Hausaufgaben? Oder schlecht drauf, weil Mama nicht das macht, was die prä-pubertierende Prinzessin befiehlt? Einfach Fläschchen auf und den Zitrus-Duft tief einatmen. Das Öl beruhigt sofort die Nerven (kann für Eltern hin und wieder hilfreich sein). Auch das Nachmittags-Tief gepaart mit schlechter Laune sind von einer Sekunde auf die andere vergessen. 

Schnüffeln vor dem großen Auftritt


Wie gut das Öl gegen die kleinen und großen Alltags-Ängste hilft, haben wir ausgiebig getestet: beim Zahnarzt, vor dem wichtigen Auftritt mit der Tanzgruppe, vor dem Vortrag in der Schule. Und mich bringt Wild Orange wieder auf Kurs, wenn die Nacht mal viel zu kurz war. Dann verreibe ich ein bis zwei Tropfen auf den Handinnenflächen - und atme den Duft ein. Das macht wach und fokussiert. Während ausführlicher Sitzungen am Schreibtisch zerstäube ich das Öl im Diffuser - das reinigt die Raumluft und klärt meinen gerne mal abgelenkten Geist.

Orangenöl enthält wie auch andere Öle aus Zitrusschalen kraftvolle Antioxidantien, die die allgemeine Gesundheit fördern. (Und wie bei allen Zitrus-Ölen sollte der direkte Sonnenkontakt nach Verwendung unbedingt vermieden werden.) Die enthaltenen Terpene sollen sogar gegen Koli-Bakterien und Salmonellen wirken. Ich verwende inzwischen auch einen herrlich frisch riechenden Haushaltsreiniger mit Orangen-Öl. 


Immunbooster selbst gemacht - unser nächster Öle-Abend


Wenn mit dem Herbst die Erkältungs- und Grippe-Zeit eingeläutet ist, können wir noch zusätzliche Öle-Geschütze auffahren. Wild Orange ist dann in allen so genannten Immunboostern enthalten. 

Mit welchen Öl-Mischungen die Körper-Abwehr unterstützt werden kann und wie die Öle eingenommen werden, das erfahrt Ihr ausführlich beim kommenden Öle-Abend beim Mandala Yoga. Wir mischen uns eine Immunbooster-Kapsel und einen Roll on mit den wichtigsten Ölen fürs Immunsystem. 

Wann: Fr., 21.9.18, 19 Uhr

Wo: Mandala Yoga, Dr.-Wilhelm-Külz-Str. 58, Fürstenwalde

Aufwandsentschädigung: 10 Euro 

(Jeder Interessierte ist willkommen! Ihr müsst keine Schüler bei Mandala Yoga sein.) 

Du möchtest mehr Informationen zu den Ölen? Dann schreibe mir gerne an info@mandalayoga.de

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Dieser Blog richtet sich an alle, die ihr eigenes Wohlbefinden und das ihrer Lieben auf natürlichem Wege verbessern möchten. 

Ätherische Öle wirken über den Geruch, den Kontakt mit der Haut, einige Öle können auch eingenommen werden. 

Ich berichte hier in regelmäßigen Abständen davon, welche Ölen mir geholfen haben, bestimmte herausfordernde Momente des Alltags zu meistern. Dabei beziehe ich mich ausschließlich auf die Öle von doTERRA mit zertifiziertem therapeutischem Reinheitsgrad.

Ätherische Öle ersetzen weder den Arzt noch den Therapeuten. Sie sind reine Ergänzungen für das Wohlbefinden im Alltag und selbstverständlich nicht dazu geeignet, Krankheiten zu heilen.

Dienstag, 7. August 2018

Wie ätherische Öle im Alltag helfen: Heuschnupfen adieu!


Zitronenöl*

Jeden Morgen dasselbe Ritual: Aufstehen, Wasser erwärmen, einen Tropfen Zitronenöl rein. Zugegeben, am Anfang kostete es mich ordentlich Überwindung, einen ganzen Liter lauwarmes Wasser auf nüchternen Magen zu trinken.

Zuerst war es ein Experiment. Nach einem halben Jahr will ich auf mein inneres Bad nicht mehr verzichten. Entgiften, entsäuern, Immunsystem- und Gewebe- stärkend - statt Euch mit einer Aufzählung der Eigenschaften von Zitronenöl-Wasser zu ermüden, hier meine Erfahrung. Dieses ist der erste Sommer seit mehr als 20 Jahren, in dem ich komplett frei von Heuschnupfen bin. Bis dato hatten mich alle Pollen im Griff, von den Frühblühern bis zu den spätsommerlichen Gräsern. 

Zu meiner Verdauung lässt sich sagen, dass sie vor dem morgendlichen Trinkgelage einem müden, in die Jahre gekommenen Wecker glich. Mal hat er pünktlich geklingelt, mal hat er sich bis zum nächsten Alarm gleich mehrere Tage Zeit gelassen. Viel trinken am Morgen hatte ich auch früher schon ausprobiert. Ohne Erfolg. Mit lauwarmem Wasser und Zitronenöl funktioniert alles wie ein Schweizer Uhrwerk.

Ja, es stimmt. Auch der Saft einer ausgepressten Zitrone schmeckt herrlich erfrischend im Wasser. Warum also Zitronenöl verwenden? Ganz einfach: Die Fruchtsäure in der Zitrone würde bei täglichem Verzehr den Zahnschmelz angreifen, um so mehr, wenn das Wasser auch noch erwärmt wurde.

Außerdem wird das ätherische Lemon Öl eben nicht aus Zitronensaft hergestellt, sondern auch Zitronenschalen kalt gepresst. In der kleinen 15-ml-Flasche steckt die Ausbeute von 50 Bio-Zitronen aus Sizilien.


Weitere Anwendungs-Beispiele für Lemon Öl:


1.) Flasche auf und dran riechen - gut für mehr Konzentration, gibt Energie und gute Laune 

auch gut geeignet für Schulkinder - vor dem Lernen, vor Klassenarbeiten oder Prüfungen

2.) im Diffuser kann Lemon pur vernebelt oder mit vielen anderen Ölen kombiniert werden - für mentale Klarheit z.B. mit Pfefferminze, Bergamotte oder Wilde Orange, zur Beruhigung mit Lavendel oder Vetiver.

3.)  Zitronen-Öl als ungiftiger Haushaltshelfer: Waschbecken und Arbeitsflächen lassen sich mit Lemon Öl prima reinigen. Dafür das Öl und destilliertes Wasser in einer Glas-Sprühflasche mischen.

4.) Für guten Duft Zitronenöl auf ein Wattepad - und ab damit in den Kühlschrank, auf die Heizung oder in einen Lüftungsschlitz im Bad.

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Dienstag, 17. Juli 2018

Wahre Liebe - der Versuch einer Begriffsbestimmung



Wann habe ich eigentlich das erste Mal wirklich an meinem Konzept von Liebe gezweifelt? Ganz sicher da, als mir mein altes Leben ganz plötzlich um die Ohren flog und ich zum ersten Mal spürte, was Vergänglichkeit bedeutet. Aber obwohl ich erfuhr, dass Liebe weder ewige Sicherheit gibt, geschweige denn, dass ihre Aufgabe ist, mich dauerhaft in meinem Selbstwert zu bestätigen, brauchte es doch noch etwas länger bis die Botschaft ankam. Die Idee, dass Liebe etwas ist, das uns eines Tages zufällig zufliegt und dann auch noch gerne bei uns bleibt, während wir keinen Finger für sie krummmachen, war doch einfach zu bequem!

Wie diese Art von Passivität uns direkt in eine Opferrolle hineinkatapultiert, beschreibt die US-amerikanische Meditationslehrerin Sharon Salzberg wundervoll  in ihrem Essay „Wahre Liebe“: „Ich stellte mir die Liebe quasi wie ein Paket vor, dass in den Händen eines sehr mächtigen Postboten lag; sollte diese Person es sich an meiner Türschwelle anders überlegen und kehrtmachen, wäre ich ihrer beraubt – hoffnungslos unvollständig ohne die Liebe, nach der ich mich so sehnte.“*


Wenn wir in der Liebe immer auf der Suche nach Bestätigung sind, dann werden wir enttäuscht  


und so ängstlich, dass wir irgendwann gar nicht mehr erblühen.


Wie sehr wir uns im Alltag verstecken hinter unserer Angst vor Zurückweisung und Enttäuschung, blitzte bei mir zum ersten Mal während unseres vergangenen Bali-Retreats auf. Zehn Tage lang übten wir gemeinsam die Meditation der liebevollen Güte (maitri, sanskrit oder metta, pali). Wir kümmerten uns dabei in den ersten Tagen ausschließlich um uns selbst, bewegten für uns elementare Sätze im Geist wie: „Möge ich glücklich sein!“ oder „Möge ich gesund sein!“

Warum diese Nabelschau? Weil da wo kein liebevoller Umgang mit uns selbst möglich ist, die Liebe zu anderen nur eine gut gemeinte, aber hohle Phrase bleibt. Dann verstecken wir das Geschenk unserer Liebe entweder ängstlich vor den anderen. Oder aber wir erschöpfen uns komplett im Geben. Und wenn wir ganz ehrlich zu uns selbst sind, stellen wir dabei dann meistens sogar noch Bedingungen. Unsere aufopfernde Fürsorge sollte doch mindestens gleichwertig wenn nicht noch großartiger zu uns zurückfließen!  

Es braucht in unserem Inneren Stärke und Stabilität, um Liebe tatsächlich zu dem zu machen, was sie von ihrem Wesen her ist: unabhängig (von Bestätigung) und frei (von Bedingungen). In der maitri-Meditation wird genau das geübt: Genährt von der Zuwendung zu uns selbst, sind wir in der Lage, Liebe zu verschenken – an unsere Freunde, an uns unbekannte Wesen und ja, auch an unsere Feinde. Dabei geht es nicht darum, alles gut zu heißen oder zu entschuldigen, was in der Vergangenheit passiert ist. Vielmehr ist es eine grundlegende und den eigenen Groll befriedende Einsicht, dass es keine friedliche Koexistenz von Hass und Liebe geben kann.

Für mich wird immer klarer, dass die Entscheidungshoheit in Sachen Liebe allein bei mir liegt. Ja, das Außen bleibt ein Leben lang ein unsicherer Kandidat. Liebe kann entzogen werden, mit einem nahen Menschen versterben oder wird aus Angst gar nicht erst verschenkt. Aber im Umgang mit diesen Situationen habe ich immer die Wahl: Ich kann mich verletzt abwenden, mein Herz dichtmachen. Oder ich trainiere mutig immer weiter, in der Offenheit zu bleiben. Hier ein aufmunterndes Wort für die gestresste Verkäuferin im Supermarkt. Da eine notwendige Kritik, die ganz ohne Verletzung auskommt. Und manchmal ein erforderlicher Rückzug, weil ich mich mit allem anderen überfordern würde.
Die gute Nachricht: Unsere Grenzen verschieben sich in kürzester Zeit. Die schlechte: Ohne eigenen Einsatz, sprich: Meditation, geht es nicht. Sonst übernimmt immer wieder der Anteil in uns, der für seine Taten ausgiebig gelobt werden möchte oder sich beleidigt zurückzieht.

Aber der Aufwand lohnt sich. Denn in der wahren Liebe sind wir selbstbewusst und unendlich frei.





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*Salzberg, Sharon: Wahre Liebe, in Buddhismus aktuell, 01/2018.

Montag, 2. Juli 2018

Wie ätherische Öle im Alltag helfen: Verbindung braucht Mut


Zedernholz*


Was gibt es Schöneres und gleichzeitig Intensiveres, als in Verbindung zu sein. Mit uns selbst und mit den anderen. Ohne vertrauensvolle Verbindungen wären wir nicht überlebensfähig. Es gibt zahlreiche Studien darüber, wie sehr Kinder in ihrer Entwicklung eingeschränkt sind, wenn es keine liebevollen Bezugspersonen gibt. Alte Menschen verlieren häufig in dem Moment den Lebenswillen, wenn die letzte für sie bedeutende Person verstorben ist. 

Und doch ist es in manchen Lebensphasen eine echte Herausforderung, überhaupt neue Verbindungen einzugehen. Vielleicht weil wir uns über Jahrzehnte eingeredet haben, dass wir ohnehin am besten allein klar kommen. Vielleicht, weil unser Vertrauen in der Vergangenheit schon einmal enttäuscht wurde. Vielleicht, weil es sich gerade so anfühlt, als würde unser Leben aus dem Ruder laufen, wenn wir uns echt und ohne Hintertür einem anderen Menschen offenbaren.

Aber egal, wo das Misstrauen herkommt - lauert nicht hinter all dem Zweifel immer nur die Angst? Und die macht klein und eng, trennt ab, verschleiert und spielt eine Rolle, wo eigentlich Ehrlichkeit und Großzügigkeit gefragt sind.

Der rauchige, warme Geruch von Zedernholz-Öl hilft mir, mich in Momenten der Irritation nicht abzuwenden, sondern offen zu bleiben und genauer hinzusehen. Es hilft, bestehende Verbindungen wert zu schätzen und mich daran zu erinnern, dass auch für andere Menschen die Verbindung mit mir wertvoll und inspirierend ist. Darüber hinaus ist Zedernholz ein ausgezeichneter Sauerstoff-Lieferant fürs Gehirn, baut Spannungen ab und macht wunderbar klar.



Anwendungs-Beispiele für Zedernholz-Öl:


1.) einfach aus der Flasche inhalieren (ich habe es immer in der Handtasche. Deckel auf, los gehts :-)

2.) einige Tropfen in den Diffuser - macht den Geist frisch

3.) Zedernholz mit Kokosöl auf die Fußsohlen zur Stärkung des Immunsystems und der körpereigenen Abwehrkräfte.




Ähnliches Foto

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Ätherische Öle wirken über den Geruch, den Kontakt mit der Haut, einige Öle können auch eingenommen werden. 

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Montag, 25. Juni 2018

Nichts ist so verrückt wie Streit mit der Realität - mein Wochenende mit Byron Katie



Liebe Yogafreunde,

ein intensives Wochenende liegt hinter mir. Byron Katie hat uns in Wien immer wieder mit der Nase auf das gestoßen, was im Alltag unzufrieden und übellaunig macht - unsere eigenen, nicht überprüften Gedanken. Die anderen "sollten..." oder "müssten...": Ist das wirklich wahr? 


Eines meiner Lieblingszitate von Katie Byron ist: "Mit der Realität zu streiten ist wie der Versuch, einer Katze das Bellen beizubringen - hoffnungslos." Entweder tun die anderen aus eigenem Antrieb, was wir so gerne hätten. Oder sie tun es eben nicht. 

Kein einziger unserer nicht hinterfragten Gedanken beleuchtet die Gegenwart, alle drehen Endlos-Schleifen in der Vergangenheit oder kreisen ängstlich um eine erdachte Zukunft. (Auch hinter Hoffnung verbirgt sich letztlich Angst, die Sorge, dass die Dinge nicht so eintreffen, wie ich sie mir erträume.) 


„Ich lasse meine Überzeugungen nicht los. Ich hinterfrage sie. Dann lassen sie mich los.“ (Byron Katie)


Katies Technik in "the work": Jeder irritierender Gedanke ist es wert, aufgeschrieben zu werden. Ein Gedanke - die erste Zeile auf einem Arbeitsblatt. Sie hat Fragen entwickelt, die den Gedanken mit Hilfe von Meditation von allen Seiten beleuchten - bis er schließlich sogar umgekehrt wird. Diese Auseinandersetzung ist nichts für Feiglinge, denn der Teil in uns, der unbedingt Recht behalten will, schreit die ganze Zeit. "Ja, aber..." 
Und außerdem macht es echt Arbeit. 

Unbezahlbar ist der Lohn für diesen Aufwand - wir werden verständnisvoller, gelassener, lernen zu vergeben. 
In Gegenwart einer so weisen Lehrerin, wie Byron Katie, kommt Vertrauen und Mühelosigkeit in die Praxis. Und jede Menge Inspiration. 
Der Saal war voller Mitgefühl für die mutigen Teilnehmer, die vor 1000 Menschen ihre Leid bringenden Gedanken zu erschütternden Lebensthemen wie Missbrauch in der Kindheit offen legten und schonungslos hinterfragten. 

Warum sie sich das antaten? Aus einem simplen und lebensnotwendigen Grund: Weil sie jetzt glücklich sein wollen - trotz der überwältigenden Bilder aus der Vergangenheit. Das was passiert ist, bleibt Teil unserer Geschichte. Aber ob uns die Erinnerung daran von einem erfüllten Leben abhält oder nicht, das liegt in unserer Hand. 

Möge ich nur halb so couragiert sein, um das in mir aufzudecken, was mich nörgelnd und quengelnd davon abhält zu sehen, wie perfekt das Leben ist. Oder um es mit Byron Katie zu sagen: 

"Wie weiß ich, dass ich nicht brauche, was ich haben will? Ich habe es nicht!" ;-)

Herzlichst, Beate


Mehr Infos findet Ihr hier: http://thework.com/sites/thework/deutsch/




Mittwoch, 13. Juni 2018

Gesund joggen mit Koordination und Rhythmus


Du joggst regelmäßig. Und Du glaubst, dass deine  Gelenkschmerzen nur eine typische Belastungserscheinung sind? Hast Du Dich schon einmal gefragt, ob Dich dein Laufstil wirklich unterstützt? Schöpfst Du deine Bewegungs- und muskulären Möglichkeiten aus oder schränkst Du sie mit deinem Gang-Muster eher immer mehr ein?

Das Mandala-Lauftraining ist ausgerichtet an der Spiraldynamik - dem Schweizer Bewegungskonzept, dass sich exakt an den in uns anatomisch seit Urzeiten angelegten Bewegungsmöglichkeiten orientiert.

So schwingen der Brustkorb, die Schultern und Arme beispielsweise nach rechts und links. Nicht aktiv, sondern reaktiv. Die Kraft kommt aus Massenträgheit und Schwung. Bei jedem Schrittzyklus durchläuft eine Wellenbewegung die Wirbelsäule. Der ganze Körper schwingt elastisch im vorgegebenen Rhythmus. Alles bewegt sich - außen und innen. 

Die Vorteile einer koordinierten Lauftechnik sind u.a.: elastische, entspannte Muskeln, eine optimierte Atmung und eine gut funktionierende Verdauung.* 

Das individuelle Lauftraining mit Beate  (Spiraldynamik-Fachkraft Level Intermediate) wird ausschließlich im Einzelunterricht angeboten. 

Mehr Infos und Terminvereinbarungen: info@mandalayoga.de 
oder tel. 0173-737 55 62



(* nach Christian Heel: Laufen - Gesundheit durch Bewegung und Rhythmus.)


Dienstag, 22. Mai 2018

Wie ätherische Öle im Alltag helfen. Teil 2: Raus aus der Strenge & rein ins Glück

Dieser Blog richtet sich an alle, die ihr eigenes Wohlbefinden und das ihrer Lieben auf natürlichem Wege verbessern möchten. 
Ätherische Öle wirken über den Geruch, den Kontakt mit der Haut, einige Öle können auch eingenommen werden. 
Ich berichte hier in regelmäßigen Abständen davon, welche Ölen mir geholfen haben, bestimmte herausfordernde Momente des Alltags zu meistern.* Dabei beziehe ich mich ausschließlich auf die Öle von doTERRA mit zertifiziertem therapeutischem Reinheitsgrad.


Ylang Ylang - Öl für kindliche Neugierde und gute Laune

Unauffällig, ja geradezu unscheinbar kommen die Blüten von Ylang Ylang daher. Ich hätte sie auf Bali glatt übersehen, wenn unser Tourgide Putu mich nicht mit der Nase darauf gestoßen hätte. "Für uns ist Ylang Ylang die Pflanze der ewigen Schönheit", erklärt er. "Sie verströmt ihren betörenden Duft nämlich sogar dann noch, wenn sie längst verblüht vom Baum gefallen ist." 



Je nach Verarbeitungsprozess changiert der Duft zwischen süß-blumig bis holzig - weltbekannte Parfüm-Kreateure haben sich den intensiven Geruch schon vor langer Zeit zu Nutze gemacht. So ist das Ylang-Ylang-Öl eine der Grundduftnoten in Chanel Nr. 5.

In ihren Herkunftsländern Indonesien und den Philippinen gilt Ylang Ylang darüber hinaus als wichtige Heilpflanze. Sie ist in der Lage, verschiedene Hormone in unserem Körper zu beeinflussen. So kann sie beispielsweise die Ausschüttung von Serotonin ankurbeln, einen Botenstoff, der im Mangel für innere Unruhe oder Schlaflosigkeit verantwortlich ist. 

Ylang Ylang soll ebenfalls Einfluss auf das Hormon Enkephalin haben, ein körpereigenes Schmerzmittel, das eng mit den Opiaten verwandt ist. Haben wir davon zu wenig, dann fühlen wir uns gereizt und niedergeschlagen. Ausbalanciert kann es das Selbstvertrauen und die Leistungsfähigkeit erhöhen. 

Und dann wäre da noch das "Glückshormon": Ylang-Ylang gilt als Katalysator für die Endorphine, die uns helfen, gut gelaunt und optimistisch durchs Leben zu gehen. 

Auf der körperlichen Ebene kann Ylang Ylang zum Beispiel dabei helfen, den Blutdruck zu regulieren, Krämpfe und Menstruationsbeschwerden zu lindern. Außerdem wird dem Öl eine stark aphrodisierende Wirkung nachgesagt. (Ylang-Ylang-Blüten wurden Paaren vor der Hochzeitsnacht aufs Bett gestreut.)

Ich diffuse Ylang-Ylang, wenn mir mein verspielter, kindlicher Anteil abhanden kommt, wenn ich aus übertriebener Vorsicht mal wieder nur dem Verstand das Zepter in die Hand gebe. Der süßliche, leicht schwere Duft bringt mich genau dahin, wo Raum ist für Neugierde, Offenheit und viel mehr Leichtigkeit.




Diffuser-Mischung für einen klaren Geist:

3 Tropfen Weihrauch
3 Tr. Ylang Ylang
2 Tr. Zedernholz
5 Tr. Wilde Orange

Möchtest Du das Ylang-Ylang-Öl testen? Dann schreibe das einfach in die Kommentarspalte unter meinem Artikel bei Facebook.
Wenn Du nicht bei FB bist, dann hinterlasse einen Kommentar direkt hier unter dem Blogbeitrag!


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Ätherische Öle ersetzen weder den Arzt noch den Therapeuten. Sie sind reine Ergänzungen für das Wohlbefinden im Alltag und selbstverständlich nicht dazu geeignet, Krankheiten zu heilen.

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Mittwoch, 16. Mai 2018

Neue Serie: Asana ABC - Yogaposen im Überblick

1. Anahata Asana: Offenes Herz - weiter Geist

Lebensfreude, Vertrauen und das wärmende Gefühl von Verbindung: Für diese elementaren Bedürfnisse steht Anahata, das Herzchakra. Ganz zentral in der Mitte der Brust gelegen ist dieser Bereich verantwortlich für unsere Emotionen und die Fähigkeit, uns einzulassen. 

Anahata Asana gehört zur Stellungsgruppe der Rückbeugen. (Bei den Rückbeugen wird die Brustwirbelsäule nach hinten gestreckt, so wird der Brustkorb geweitet sowie u.a. der Lungen- und Herzbereich gedehnt.) 



Vorbereitend für intensivere Rückbeugen werden in Anahata Asana die Brust- und Schulter-Muskulatur geöffnet, außerdem wird der ganze Körper vitalisiert und das Nervensystem belebt.  

Und so geht's:

Strecke aus dem Vierfüßlerstand die Arme weit nach vorne (Achtung: das Becken bleibt dabei über den Knien). Lege die Stirn am Boden ab.

Die Hände sind schulterweit geöffnet, die Achselhöhlen leicht gehoben - nun lass den Herzraum in Richtung Boden schmelzen. 

Nimm die vorderen Rippen sanft zurück und aktiviere etwas das Zentrum, um unnötigen Druck auf der Lendenwirbelsäule zu vermeiden.

Steigerung: Wenn die Halswirbelsäule sehr gesund ist, dann kann vorsichtig das Kinn auf der Matte aufgestellt werden.

5-10 Atemzüge verweilen.

Mittwoch, 9. Mai 2018

Yin & Yang Retreat auf Bali. Reisetagebuch. Teil 5

Vertrauen ins Leben


Ein großes schwarzes Loch, so lässt sich wohl am ehesten meine Gefühlslage direkt nach dem Ende unseres intensiven Yoga-Retreats auf Bali beschreiben. Wolfgang und ich waren uns einig, zwei Tage in einem schicken Hotel würden helfen, vor dem Heimflug unsere Energiereserven wieder aufzufüllen. Also freuten wir uns auf Schirmchen-Drinks, Massagen und Faulenzen am Pool.

Aber es kam zunächst, wie es immer kommt, wenn wir sicher sind, dass wir im Außen perfekt durchgeplant haben – nämlich völlig anders. Nachdem alle Teilnehmer der Yogagruppe verabschiedet waren, niemand mehr unsere Aufmerksamkeit und Fürsorge brauchte, konnte ich die herbeigesehnte Stille nur schwer ertragen.

Und Sanur, unser letztes Reiseziel auf Bali, war auch noch das Gegenteil von dem, was wir uns erträumt hatten. Das Hotelzimmer eine riesige, muffig-dunkle Garage, direkt gegenüber eine ambitionierte Reggae-Bar. Die Massage-Preise im Hotel-Spa waren unverhältnismäßig hoch und der ganze Ort wirkte wie eine Art balinesischer Ballermann.

Zehn Tage lang hatten wir zuvor mit unseren Yoga-Schülern geübt, in die Selbstfürsorge zu gehen. Dafür hatten wir immer wieder trainiert, jeden Gedanken, jedes enge Gefühl, jeden Widerstand da sein zu lassen, vollständig zu akzeptieren, statt alles sofort weghaben zu wollen. (Ich werde in meinem nächsten Blog-Beitrag noch ausführlicher über unsere Erfahrungen mit der buddhistischen Praxis der liebevollen Güte – metta oder maitri berichten.) Und nun fühlte ich mich selbst heillos überfordert, war genervt, schielte schon mal nach einem möglichen Schuldigen im Außen, wollte nur noch nach Hause und ging mir mit all dem selbst fürchterlich auf die Nerven.

In dem am wenigsten willkommenen Moment liegt glücklicherweise auch die größte Lektion. Denn regelmäßige Meditation macht uns eben nicht zu beseelt dauergrinsenden Hobby-Heiligen. Stattdessen erlauben wir dem Schmerz durch die Achtsamkeitspraxis einfach da zu sein, wir geben ihm die Aufmerksamkeit und Zuwendung, die er braucht – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Das ist als würden wir mit dem Finger fürsorglich über eine Schnittwunde streichen – um sie zart und vorsichtig zu versorgen. Worum geht es wirklich? Woran mangelt es gerade? Was brauche ich jetzt?  

Plötzlich erinnerte ich mich daran, wie sich all die intensiven und herausfordernden Momente der Vergangenheit letztlich immer irgendwann aufgelöst hatten. Und sich so manche schmerzhafte Situation mit etwas Abstand als Segen herausstellte. Bisher hatte das Leben immer gut für mich gesorgt. Warum also nicht auch jetzt ins Vertrauen gehen? Ich entschied mich für einen kleinen Rückzug (um niemandem unfreundlich auf die Füße zu treten) und akzeptierte einfach, dass ich überfordert war und mir wie ein eingerollter, stacheliger Igel vorkam.

In dem Moment, in dem ich meine eigene Bedrängnis anerkannte und ja, sie auch würdigte als natürlichen Teil von mir, wurde ich innerlich sofort weicher. Mit der Anerkennung der Enge steckte der Igel ganz vorsichtig seine Nase wieder in den Wind.

Der nächste Schritt war die bewusste Entscheidung, aktiv zu werden. Die Akzeptanz der Situation bedeutet nämlich nicht, sie einfach hinzunehmen und auszusitzen. Ganz im Gegenteil: Das Hinsehen hilft dabei, klarer zu werden und aus dieser freundlichen Klarheit Veränderungen zu initiieren.



So wandten wir uns lächelnd, aber bestimmt an die Hotelleitung und baten um ein neues Zimmer. Umgehend bekamen wir ein kostenloses Upgrade auf eine bezaubernde Villa mit eigenem Pool. Am Abend luden wir Freunde ein und feierten eine fröhliche, kleine Party. Ein Prosit auf das Vertrauen ins Leben!



Samstag, 5. Mai 2018

Yin & Yang Retreat auf Bali. Reisetagebuch. Teil 4

Kampf gegen den Müll - Unterwegs mit kleinen Helden

Wir waren gewarnt. Bali? So manches Mal wurde unser Reiseziel von Asienkennern mit hochgezogenen Augenbrauen quittiert. Da fährt man doch nicht mehr hin! Überall Müll! Ja, es stimmt. Unser Wohlstands-Abfall ist hier wie in vielen Teilen Asiens ein riesiges Problem. Früher war alles in Bambusblätter eingepackt, konnte direkt am Wegesrand entsorgt werden. Heute liegen die Verpackungen immer noch auf der Straße. Allerdings wurden sie aus nicht verrottbaren Materialien von Konzern-Riesen wie Coca Cola, Danone und Nestlé hergestellt, und die sehen die Entsorgung selbstverständlich nicht als ihre Aufgabe an.




Wir sind froh, dass wir uns trotzdem wieder für ein Yoga-Retreat auf Bali entschieden haben. Denn hier treffen wir Menschen, die nicht maulen und Schuldige suchen, sondern anpacken und investieren. So wie die Deutschen Gisela von Keiser und Rainer Grenkowitz, die direkt neben ihrem Traum-Resort Bali Mandala in Bondalem aus eigenen Mitteln und Spenden eine Nachmittags-Schule für die Kinder der umliegenden Dörfer finanzieren.



In der Saraswati Mandala Environmental School bekommen die Fischer-Kinder seit knapp zehn Jahren gratis Englisch-Unterricht und ganz nebenbei wird ihnen spielerisch Bewusstsein für ihre Umwelt ins Herz gepflanzt. "Wir müssen die Eltern etwas austricksen", erzählt uns Juana, die gemeinsam mit ihrem Mann Christoph während ihrer Elternzeit ein Jahr an der Saraswati-Schule unterrichtet. "Umweltschutz ist den Balinesen noch fremd.Kaum ein Kind würde hier herkommen, wenn es nur darum ginge, daher betonen wir  den Schwerpunkt Englisch."



Aber den einheimischen Familien ist es eben ganz wichtig, dass der Nachwuchs Englisch lernt, denn das wird ihnen an den öffentlichen Schulen nicht beigebracht. So kommen täglich bis zu 30 Kinder in die privat finanzierte Nachmittags-Schule. Sie basteln Kunstobjekte aus Plastikflaschen, malen Tupfenbilder im abstrakt-expressionistischen Stil Jackson Pollocks, lernen die englischen Namen der heimischen Fische und erfahren, warum diese vom Müll im Meer bedroht sind.

Und obwohl doch genau dieses Meer die Lebensgrundlage der Fischerfamilien ist, ist es ihnen bei einem Monatsverdienst von umgerechnet ca. 150 Euro kaum verständlich zu machen, warum sie neben den Ausgaben für die bunt verpackten Industrie-Lebensmittel auch noch dafür bezahlen sollen, dass die Plastik-Reste von der Müllabfuhr abgeholt werden. Mal ganz abgesehen davon, dass der giftige Abfall womöglich auch dann nur irgendwo auf einer Deponie verbrannt wird, so wie es die Einheimischen mit ihrem Müll ohnehin schon tun. (Was unseren tiefen Atem während der Yogaklassen hin und wieder leider etwas einschränkte.)

Dank der Saraswati-Schule sammeln die Kids einmal die Woche als Mitglieder der Initiative  "Trash Hero" den angespülten und abgeworfenen Müll am Strand von Bondalem ein. Die 2013 von zwei Schweizern gegründete Umweltorganisation besteht heute aus Hunderten Freiwilligen - von Touristen bis Einheimischen, die asiatische Strände, aber auch westliche Großstädte regelmäßig von PET-Flaschen und Plastikmüll befreien.



Auch uns ist es ein Bedürfnis, den Balinesen für ihre Gastfreundschaft zu danken. Wir haben auf dem Strandabschnitt direkt neben unserem Resort gesammelt. Auf den knapp 50 Metern ist säckeweise Müll zusammengekommen. Und ja, vermutlich sieht es nächste Woche wieder genauso aus wie vor unserem Einsatz. "Eine echte Sisyphus-Arbeit", sagt die Lehrerin Juana bedrückt. "Manchmal fühlen wir uns hier mit unserem Anliegen ganz schön einsam."

Dabei ist jeder Schritt so unglaublich wertvoll! Für uns sind die Umwelt-Pioniere der Saraswati-Schule jedenfalls echte Helden. Unsere Gruppe ist sich einig, dass wir noch mehr geben können als Arbeitsmaterialien für die Kinder und einen Arbeitseinsatz am Strand.



Bei Mandala Yoga in Fürstenwalde gibt es demnächst einen Spenden-Workshop für die Saraswati-Schule. Ihr bekommt eine ausgiebige Einheit Yin Yoga (Wolfgang) und dynamisches Yoga (Beate).  Der Erlös geht komplett an das Schulprojekt. Den Termin erfahrt Ihr in Kürze!

Donnerstag, 26. April 2018

Yin & Yang Retreat auf Bali: Reisetagebuch. Teil 3

Von Schlangen & Schutzgöttern 





Wie eklig! Eine Schlange! Gerade hatten sie im Heiligen Wasser des Pura Tirta Tempels noch um die Erfüllung ihrer Wünsche gebeten. Jetzt stürzen ein Dutzend Touristinnen kreischend zum schützenden Beckenrand. Der ungebetene Eindringling schlängelt sich währenddessen unbeeindruckt durch die gesegneten Quellen und verschwindet zwischen den Steinen. 





Die ausländischen Gäste sind für einen Moment schock-starr. Die Balinesen bleiben cool. Schon Buddha soll auf seinem Weg zur Erleuchtung vor 2500 Jahren von einer Schlange beschützt worden sein. (Allerdings war das keine circa 30 Zentimeter lange und vollkommen ungiftige Wasserschlange, sondern eine sehr majestätische, mannshohe Kobra.) Außerdem gehört es für die Balinesen ganz selbstverständlich zu ihrem Glauben, dass kein Wesen zufällig an einem Ort ist, sondern den Segen des Platzes (mehr oder minder bewusst) für seine persönliche Entwicklung wählt.

Das ist wohl das größte Geschenk, dass wir hier bekommen. Wir dürfen teilhaben an allem, was den Balinesen heilig ist. Putu, unser empfindsamer Guide bemerkt sehr schnell, dass uns die mystische Tempelanlage zutiefst berührt, obwohl ich mich hinter meiner Sonnenbrille verstecke. Er lädt uns ein, mit ihm und seiner Gattin am späten Abend noch einmal wiederzukommen, um fernab vom Touristenstrom in den Heiligen Quellen zu baden - und zu beten. Für den Schrein hat Putus Frau in liebevoller Handarbeit Blumen-Gestecke gebastelt. Dogmatismus ist den Balinesen fremd, denn die meisten von ihnen praktizieren ohnehin eine eigenständige Mischung aus Hinduismus, Buddhismus und Schamanismus. Putu nimmt uns charmant jede Scheu. "Niemand muss hier unsere Götter anbeten", versichert er uns. "Verbindet Euch einfach mit dem, was Euch am Herzen liegt."
Die Stille, die wohlriechenden Opfergaben und die monumentalen steinernen Schutzgötter in der Dunkelheit: Der Zauber dieser Nacht wirkt lange nach.




Die Offenheit der Balinesen hat auch ihre Kehrseite - immer wieder begegnen uns Touristen, die die heiligen Statuen anfassen oder sich in sexy Posen vor den Tempeln fotografieren lassen. Für die Einheimischen ist die Schuldfrage schnell geklärt - aber ganz anders als wir das erwartet hätten. Putu: "Das ist ein eindeutiges Zeichen, dass wir unsere Götter zu wenig ehren. Wir Balinesen müssen uns fragen, was wir falsch gemacht haben. Vielleicht haben wir zu wenig geopfert? Wie könnte es sonst sein, dass unsere wichtigsten Stätten so entweiht werden?"


Dabei gibt es nichts, was den Einheimischen wichtiger ist, als ihre Religion. Für jeden Berufszweig gibt es einen eigenen Tempel. Vom Markthändler bis zum Masseur - jeder bittet vor seinem Tagwerk die Götter um Unterstützung. Chauffeuer Putu besänftigt täglich den Geist der Straße. Sein Rezept für unfallfreies Fahren: "Wenn Du im Auto sitzt, aber deine Gedanken sind schon am Ziel, dann verpasst Du den Weg. Deshalb bleib immer da, wo dein Körper gerade ist. Fließe mit dem Strom! Und: Halte immer Augenkontakt zu allen Fahrern um Dich herum!" 


Heute reisen wir über die Berge zum Yoga-Retreat, beginnen unser Retreat im Bali Mandala Ressort im Norden der Insel. Hoffentlich beherzigt unser Busfahrer auf den Serpentinen Putus Rat!