Liebe Yogafreunde,
danke, dass Ihr so zahlreich auf der Mandala-Geburtstagsfeier erschienen seid! Hier sind ein paar der schönen Fotos. Lieber Hans Erdinger, vielen Dank! Mehr Bilder findet Ihr auf unserer Mandala-Seite http://mandala-yoga-fuerstenwalde.de/galerie/index.html
Wenn Ihr nicht dabei sein konntet, aber wissen möchtet, wie ich auf die Idee kam, ausgerechnet ein Yogastudio aufzumachen, dann könnt Ihr hier die kleine Ansprache nachlesen.
Warum gibt es Mandala Yoga? Vielleicht sind Euch im Studio die
wundervollen Fotos von meiner langjährigen Freundin Katalin Erdinger
aufgefallen. Für solche Bilder braucht es Geduld und die Bereitschaft, genau
hinzuschauen, statt schnell und automatisiert auf den Auslöser zu drücken.
Katalin hat sich dafür entschieden, als Fotografin unabhängig zu sein. Nicht
auf Masse zu produzieren, sondern mit offenem Geist auf den einen Moment zu
warten, der für sie dieses Foto von anderen Bildern abhebt.
Unabhängigkeit bedeutet für jeden etwas anderes. Und ich
kann für mich sagen, dass ich den Begriff vor ein paar Jahren noch vollkommen
anders definiert habe als heute.
Mit 20-30 ist Unabhängigkeit, alles anders zu machen als
die Eltern, möglichst wenig zu tun, nur weil man es eben so macht. Damals habe
ich definitiv den Rausch mit Freiheit verwechselt.
Wir sind Fallschirm gesprungen – und in
dem Moment als die Tür aufging und der Pilot sein „Go, go, go!“ brüllte, fühlte
ich mich ziemlich frei. Aber um ganz ehrlich zu sein, ich war gar nicht cool.
Ich hatte immer heimlich Angst um mein Leben, das sich mit Mitte 20 anfühlte, als würde
es - zumindest ohne einen folgenschweren Absturz - noch ewig dauern.
Zum Glück waren zumindest bislang nur ein paar kleinere
Abstürze auf der Suche nach der Freiheit eingepreist. Und jeder, der nicht
immer gleich nach dem ersten Glas Wein ins Bett geht, weiß, dass sich
Grenzenlosigkeit bis zu einem bestimmten Moment sehr gut anfühlt. Dann kommt
der Augenblick, wo es kippt – bis der Kater kläglich und gar nicht mehr heldenhaft
mauzt.
Dann gab es auch noch die Idee von der Freiheit durch den
richtigen Beruf, das nötige Kleingeld und den passenden Partner. Irgendwann ist
das alles da – aber warum fühlen wir uns trotzdem nicht frei?
Auf der Yogamatte hörte das Gemurmel im Kopf schlagartig
auf.
Kein ständiges Bewerten der Situation, kein Abgleichen mit Erfahrungen von
irgendwann, keine Selbstkritik. Nur die Konzentration auf den Atem. Und die
Erkenntnis: Ich muss nicht alles wissen, ich muss auch nicht perfekt sein. Ich
bin o.k. – und die anderen sind es auch.
Für mich ist Freiheit heute nicht Rausch, sondern Ruhe. Eine
Stille, die nicht behäbig, nicht träge ist, sondern ganz klar. Kein Hype (Yoga
ist kein Wundermittel, sondern Arbeit). Keine Illusion (Wer Ferrari fahren muss, sollte nicht Yogalehrer werden…). Es geht um den Moment. Jetzt! Nicht
irgendwann! Wegen dieser Klarheit und dem Wunsch, dass es anderen ähnlich gehen möge, gibt es jetzt seit fast fünfeinhalb Jahren
Mandala Yoga in Fürstenwalde.
Ein bisschen Statistik: Zu Beginn habe ich zwischen 80
und 100 Yogastunden pro Monat verkauft. Es gab gut 40 regelmäßig praktizierende
Yogis und Yoginis. Manchmal kamen zwei Schüler in die Kurse, manchmal gar
keiner. Dann habe ich die Tür geschlossen und Yoga geübt. Ich habe meinen Frust
akzeptiert und die Angst, dass Mandala Yoga vielleicht doch ein Fehler gewesen
sein könnte.
Heute zählt Mandala Yoga rund 280 Teilnahmen im Monat, es
gibt knapp 200 regelmäßig übende Schüler. An manchen Abenden ist der Raum mit
23 Gästen brechend voll.
Yoga ist der Anfang, sozusagen eine gute Ausrüstung für
unsere Reise in die Freiheit. Ist unser Körper erst einmal vorbereitet, beginnt die
eigentliche Arbeit mit dem Geist. Lassen wir uns von den Gedanken wegtragen
oder bleiben wir hier? Sehen wir, was wirklich ist oder bewerten wir aus Erlerntem, Konditionierungen und alten abgespeicherten Erfahrungen?
In der Neurobiologie
hat man herausgefunden, dass wir innerhalb von drei Sekunden einen Menschen beurteilen
nach freundlich oder unsympathisch. Drei Sekunden? Da wird schnell klar, dass wir
nur abrufen, gar nicht wirklich sehen können - unser Geist setzt die fehlenden Elemente einfach eigenmächtig dazu.
Jede Situation ist neu – wir haben also täglich die
Chance zu üben. Nicht nur auf der Matte. So bleiben wir alle
immer Schüler, egal, wie perfekt unser Körper die Asanas ausführen kann.
Viktor Frankl, Psychiater
und Überlebender des Holocaust, beschreibt das so: „Zwischen Stimulus, Reiz, und Reaktion gibt es einen Raum. In
diesem Raum ist unsere Macht, unsere Reaktion zu wählen.“
Und ich möchte hinzufügen: Meinem eigenen,
ausgefuchsten Geist nicht auf den Leim zu gehen: Das macht mich wirklich frei!
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