Ist alles ruhig, fühle ich mich großartig. Das Leben
plätschert so dahin, die Familie ist gesund, das Studio läuft. In diesen Momenten bin
ich überzeugt, dass mich Yoga und die Meditation tiefenentspannen und ich auf
dem Weg gut vorankomme.
Aber wehe, wenn sich plötzlich und wie immer unerwartet
ein Sturm zusammenbraut! Gerade war es wieder soweit. Ein freier Abend, nur wir
zwei, sogar ohne Kind. Die Kerze ist an, das Essen steht auf dem Tisch… Und
dann: ist von einem Augenblick zum nächsten alles anders. Unser Hund August windet
sich vor Schmerz, spuckt und wimmert. Alle Anzeichen deuten auf eine
Magendrehung hin. Davon hatte er schon zwei. Eine dritte Not-OP – das wäre sein
Ende.
Nach fünf Minuten sind Herr und Hund auf dem Weg zum
Tierarzt – und ich allein in der verwaisten Küche. Ich laufe hin und her, gucke
aufs Telefon, setze mich, stehe wieder auf, schaue aus dem Fenster, sehe nur
Dunkelheit. Ohne es zu merken beginne ich diesen sinnlosen Ablauf immer wieder
von neuem und lasse mich komplett von meinen Gedanken mitreißen: Werde ich mich
noch verabschieden können oder wird er es nicht einmal bis in die Klinik
schaffen? Wo werden wir ihn begraben? Ach, war das schön, als August noch ein
Welpe war! Wie wird unser Leben sein ohne diesen ewig schnarchenden Riesen?
Mein Kino im Kopf macht die Angst immer größer. Und das
Selbst-Mitleid auch. Ich fühle mich einfach nur jämmerlich. Trotzdem ist da
noch Platz für einen einzigen hellen Gedanken: Verdammt noch mal! Setz Dich endlich
auf dein Kissen und beobachte, was in deinem Hirn passiert!
Meditation macht den Kopf leer? Was für ein Quatsch!
Meine Gedanken rattern und rennen. Aber etwas Wesentliches ist anders: Ich
rattere und renne nicht mit. Stattdessen spüre ich den Atem und entscheide mich
bewusst, ein Zuschauer meines eigenen Films zu bleiben. Das ist einfach, aber
keineswegs leicht. Und doch ist es das Beste, was mir je im Auge eines Sturmes
eingefallen ist. Ich werde ganz ruhig und fühle, dass jedes Hirngespinst kommt
und auch wieder geht. Egal, was da aufploppt, es hat hier und jetzt nichts mit meiner
Realität zu tun. Denn da sitze ich und atme.
30 Minuten später der Anruf: August geht’s gut. Sein
Magen war nicht verdreht, nur verstimmt. Egal, wie sanft das Leben plätschert.
Ich werde auch in Zukunft sitzen und atmen. Denn der nächste Sturm kommt
bestimmt.
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