Samstag, 5. Mai 2018

Yin & Yang Retreat auf Bali. Reisetagebuch. Teil 4

Kampf gegen den Müll - Unterwegs mit kleinen Helden

Wir waren gewarnt. Bali? So manches Mal wurde unser Reiseziel von Asienkennern mit hochgezogenen Augenbrauen quittiert. Da fährt man doch nicht mehr hin! Überall Müll! Ja, es stimmt. Unser Wohlstands-Abfall ist hier wie in vielen Teilen Asiens ein riesiges Problem. Früher war alles in Bambusblätter eingepackt, konnte direkt am Wegesrand entsorgt werden. Heute liegen die Verpackungen immer noch auf der Straße. Allerdings wurden sie aus nicht verrottbaren Materialien von Konzern-Riesen wie Coca Cola, Danone und Nestlé hergestellt, und die sehen die Entsorgung selbstverständlich nicht als ihre Aufgabe an.




Wir sind froh, dass wir uns trotzdem wieder für ein Yoga-Retreat auf Bali entschieden haben. Denn hier treffen wir Menschen, die nicht maulen und Schuldige suchen, sondern anpacken und investieren. So wie die Deutschen Gisela von Keiser und Rainer Grenkowitz, die direkt neben ihrem Traum-Resort Bali Mandala in Bondalem aus eigenen Mitteln und Spenden eine Nachmittags-Schule für die Kinder der umliegenden Dörfer finanzieren.



In der Saraswati Mandala Environmental School bekommen die Fischer-Kinder seit knapp zehn Jahren gratis Englisch-Unterricht und ganz nebenbei wird ihnen spielerisch Bewusstsein für ihre Umwelt ins Herz gepflanzt. "Wir müssen die Eltern etwas austricksen", erzählt uns Juana, die gemeinsam mit ihrem Mann Christoph während ihrer Elternzeit ein Jahr an der Saraswati-Schule unterrichtet. "Umweltschutz ist den Balinesen noch fremd.Kaum ein Kind würde hier herkommen, wenn es nur darum ginge, daher betonen wir  den Schwerpunkt Englisch."



Aber den einheimischen Familien ist es eben ganz wichtig, dass der Nachwuchs Englisch lernt, denn das wird ihnen an den öffentlichen Schulen nicht beigebracht. So kommen täglich bis zu 30 Kinder in die privat finanzierte Nachmittags-Schule. Sie basteln Kunstobjekte aus Plastikflaschen, malen Tupfenbilder im abstrakt-expressionistischen Stil Jackson Pollocks, lernen die englischen Namen der heimischen Fische und erfahren, warum diese vom Müll im Meer bedroht sind.

Und obwohl doch genau dieses Meer die Lebensgrundlage der Fischerfamilien ist, ist es ihnen bei einem Monatsverdienst von umgerechnet ca. 150 Euro kaum verständlich zu machen, warum sie neben den Ausgaben für die bunt verpackten Industrie-Lebensmittel auch noch dafür bezahlen sollen, dass die Plastik-Reste von der Müllabfuhr abgeholt werden. Mal ganz abgesehen davon, dass der giftige Abfall womöglich auch dann nur irgendwo auf einer Deponie verbrannt wird, so wie es die Einheimischen mit ihrem Müll ohnehin schon tun. (Was unseren tiefen Atem während der Yogaklassen hin und wieder leider etwas einschränkte.)

Dank der Saraswati-Schule sammeln die Kids einmal die Woche als Mitglieder der Initiative  "Trash Hero" den angespülten und abgeworfenen Müll am Strand von Bondalem ein. Die 2013 von zwei Schweizern gegründete Umweltorganisation besteht heute aus Hunderten Freiwilligen - von Touristen bis Einheimischen, die asiatische Strände, aber auch westliche Großstädte regelmäßig von PET-Flaschen und Plastikmüll befreien.



Auch uns ist es ein Bedürfnis, den Balinesen für ihre Gastfreundschaft zu danken. Wir haben auf dem Strandabschnitt direkt neben unserem Resort gesammelt. Auf den knapp 50 Metern ist säckeweise Müll zusammengekommen. Und ja, vermutlich sieht es nächste Woche wieder genauso aus wie vor unserem Einsatz. "Eine echte Sisyphus-Arbeit", sagt die Lehrerin Juana bedrückt. "Manchmal fühlen wir uns hier mit unserem Anliegen ganz schön einsam."

Dabei ist jeder Schritt so unglaublich wertvoll! Für uns sind die Umwelt-Pioniere der Saraswati-Schule jedenfalls echte Helden. Unsere Gruppe ist sich einig, dass wir noch mehr geben können als Arbeitsmaterialien für die Kinder und einen Arbeitseinsatz am Strand.



Bei Mandala Yoga in Fürstenwalde gibt es demnächst einen Spenden-Workshop für die Saraswati-Schule. Ihr bekommt eine ausgiebige Einheit Yin Yoga (Wolfgang) und dynamisches Yoga (Beate).  Der Erlös geht komplett an das Schulprojekt. Den Termin erfahrt Ihr in Kürze!

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